Sonntag, 2. September 2012

ECUADOR / NEW YORK



Mit Pascale, welche ich in der Sprachschule in Samara kennengelernt hatte, ging es auf ein gemeinsames Abenteuer nach Ecuador. Da wir unterschiedliche Ziele in den USA nach unserer Ecuadorreise auf dem Programm hatten, konnten wir leider nicht die gleichen Flüge buchen. Auf die Busse in Costa Rica kann man sich zeitlich nicht immer so ganz verlassen. Somit  entschloss  ich mich auf Nummer sicher zu gehen und einen Abend früher von Samara nach San Jose zu reisen. Als ich mich für den freien Shuttelservice bei bereits stockfinsteren Ankunft in San Jose beim gebuchten Hotel meldete, wurde mir mitgeteilt, dass meine Buchung nicht berücksichtig werden konnte. Dies obwohl ich mich einige Woche davor darum gekümmert hatte und auch eine Bestätigung eingegangen ist. Natürlich war ich erstmals ziemlich sauer. Nach einigem Hin und Her konnte der Inhaber dann doch noch ein Zimmer in einem anderen Hotel eines Bekannten zum gleichen Preis zur Verfügung stellen. Am nächsten Tag nahm ich den Flieger in Richtung Guayaquil (Ecuador), wo ich um 12.05 eintreffen sollte. Bei der Zwischenlandung in Lima (Peru) stellte ich mit Schrecken fest, dass mein Flieger wohl nicht wie erwartet um die Mittagszeit in Ecuador einfliegen wird, sondern diese Uhrzeit Mitternacht bedeutet. Da weder 00.05 noch 12.05 AM stand, ging ich mal blauäugig davon aus, dass dieser Flug nicht Mitten in der Nacht ankommen wird. Diese neue Tatsache stellte mich vor ein weiteres Problem, denn ich hatte für diese Nacht keine Unterkunft gebucht und kam ja erst nach Mitternacht am Flughafen an. Blieb nur eine Möglichkeit und so versuchte ich beim Hostal Dreamkapture, bei welchem wir eine Reservation für die kommende Nacht vorgenommen hatten, mein Glück. Dumm nur wenn man den Telefonautomaten nicht bedienen kann, weil man keine Peruanische Währung bei sich hat und keiner Geld wechseln möchte. Nach einer kleiner Aufregungsphase, konnte ich das Telefongespräch dann doch durchführen (wurde zwar mehrmals unterbrochen) und reservierte mir einen Platz für denselben Abend.

Im Flugzeug nach Ecuador sass Rafael, welcher in Guayaquil aufgewachsen ist, neben mir. Lustigerweise wohnten seine Eltern gleich neben dem Hostal Dreamkapture und so konnten wir uns ein Taxi teilen. Mittlerweile war es schon ziemlich spät, da wir noch eine gute Stunde bei der Migration verbrachten. Wir klopften an die Türe des Hostels und warteten ziemlich lange bis überhaupt mal jemand die Tür öffnen wollte. Ich war froh endlich angekommen zu sein und glaubte, dass nun alles nach Plan läuft. Wie ihr euch vorstellen könnt, war an diesem Tag der Wurm von A-Z drin und so hatte die Nachtwache zwar meine Reservation von Peru aus entgegen genommen jedoch mittlerweile mein Bett anderweitig vergeben. Zweite News: das Hostel sei ausgebucht. Ich  war ziemlich genervt und auch recht müde von der langen Reiserei. Auch das Sofa in der Rezeption sei keine Option für eine Nacht. Nach einer langen Diskussion stellte sich heraus, dass es noch einige Betten in einem Male Dorm gäbe, es jedoch nicht erlaubt sei eine Frau dort einzuquartieren. Irgendwann konnte ich den Nachtwächter dann doch überzeugen und durfte ausnahmsweise ein Bett im Male Dorm beziehen und war froh morgens um 1.30 endlich einschlafen zu können.

Ich freute mich riesig am kommenden Tag Pascale im Hostal begrüssen zu können. Nach einem ziemlich bizarren Abendessen (Reis, Bohnen, Pommes), welches nicht sonderlich schmeckte und einer Nacht ohne viel Schlaf, ging es am nächsten Tag endlich los. Eine 4 stündige Busfahrt (ohne WC-Stopp) für preiswerte 4.75 USD führte uns über eine ziemlich kurvenreiche Strasse mit einer tollen Aussicht auf Felder und Berge nach Riobamba. Der Ort liegt in den Anden auf 2700 m.ü.M,  war doch ziemlich frisch, deutlich grösser als erwartet und gefiel uns nicht sonderlich. Als wir im Hotel nachmittags um 4 Uhr nach dem Weg zum Park fragten, meinte die Inhaberin es sei zu dieser „späten“ Uhrzeit viel zu gefährlich dort hinzugehen. Wir zogen in Erwägung die legendäre Zugfahrt (Nariz del Diablo = Teufelsnase) von Alausi 2360 m.ü.M nach Sibambe 1806 m ü.M zu absolvieren. Aufgrund einiger Todesopfer in den letzten Jahren ist es leider nicht mehr erlaubt auf dem Dach mitzufahren. Zudem sind seit April 2012 neue Wagons im Einsatz, welche doch eher dem europäischen Standard entsprechen und mit Liveunterhaltung ausgestattet sind. Dies entsprach nicht ganz unserer Vorstellung eines neuen Zugabenteuers und somit unternahmen wir von Riobamba aus einen Ausflug. Mit dem Auto fuhren wir auf 3400m und konnten von da mit den Bikes und den obligatorischen Schonern nach Guaranda runterfahren. Die Landschaft war einfach sensationell! Immer wieder erhaschten wir einen Blick auf Chimborazo, den höchsten Berg Ecuadors (6300m). Unterwegs trafen wir auch immer wieder auf Einheimische in ihren farbigen Trachten. In Guaranda assen wir ein traditionelles Mittagessen: Tomatensuppe (gelblich) mit Popcorn ;-) danach Reis mit Bohnen, Salat, ein ziemlich zähes Kuhfleisch sowie frittierten Bananen. Die idyllische Stadt ist sehr lebendig und wir waren wohl die einzigen Touris. Auf einem Mirador konnten wir die wunderbare Sicht auf die ganze Stadt und auch auf den Chimborazo geniessen. Auf dem Rückweg fuhren wir nahe am Chimborazo vorbei und konnten die typische Andenlandschaft mit den Lamas bestaunen. Ein toller Tag bei traumhaftem Wetter ging zu Ende. Glücklich aber auch erschöpft von den in spanisch gehaltenen Reiseinformationen kehrten wir in unser Zimmer in Riobamba zurück.

Nach einer kalten Nacht ging es mit dem Bus weiter nach Latacunga. Das Hostal Tiana war ein ziemlicher Glückstreffer. Die Leute an der Rezeption waren total hilfsbereit. Zudem gab es einen Innenhof und eine Dachterrasse. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung waren wir uns schnell einig, dass uns diese Stadt mit schönen Plätzen, einem grossen Park und vielen Innenhöfen einiges besser gefiel und wir daher länger bleiben wollten. Am folgenden Tag buchten wir eine Tour zum Quilotoa Loop auf 3850m. Nach einer ziemlich holprigen Fahrt an vielen einfachen Häusern mit Strohdächern vorbei, sahen wir auf die wunderschöne Lagune, welche durch eine Vulkanerosion entstand. Der Abstieg war ziemlich locker und wir genossen trotz teilweise heftigen und kalten Windböen den bezaubernden Ausblick. Beim Aufstieg spürten wir die Höhe und hatten doch etwas mit der dünnen Luft zu kämpfen. Auf der Rückfahrt kamen wir in einem kleinen Bergdorf an einem grossen Fest vorbei. Es wurde der „Tag der Kinder“ gefeiert und so hatten wir die einmalige Gelegenheit ein traditionelles Fest inmitten vieler Einheimischen mitzuerleben. Wieder im Hostal angelangt hatten wir eine Dusche nötig um uns vom festsitzenden Staub zu entledigen. Ein durchaus erfolgreicher Tag ging bei einem Schwatz mit den anderen Hostalbewohnern rund um ein kleines Feuer im Innenhof des Hostals (weil es doch ziemlich kalt war) zu Ende. 

Der weitere Verlauf der Reise stand zu diesem Zeitpunkt in den Sternen. Eigentlich hatten wir geplant weiter nach Quito zu reisen um von da in den Dschungel zu gelangen. Nach einigen Horrorgeschichten anderer Touristen war für Pascale Quito als auch der Nachtbus nahe an der kolumbianischen Grenze vorbei ins Cuyabeno Dschungelgebiet nicht mehr geheuer. So verbrachten wir den Tag mit Recherchen für eine Alternative, hinter welche beide stehen konnten und entschlossen uns am späteren Nachmittag auf das Angebot des Hostals einzutreten und einen Dschungelaufenthalt in der Region Tena zu buchen. Natürlich wollten wir am letzten Nachmittag nochmals zu unserem Lieblingskaffee mit dem kleinen Balkon und den besten heissen Schokoladen gehen. Plötzlich waren auch die Wolken verschwunden und so konnten wir bei Sonnenschein den Ausblick auf den Cotopaxi geniessen. 

Mit dem Bus ging es weiter nach Bagnos. Leider war dieser ziemlich voll und somit mussten wir ziemlich weit hinten sitzen. Auf der recht kurvenreichen Fahrt wurde uns beiden immer wieder ziemlich übel und somit waren wir froh nach 2 Stunden endlich in Banos einzutreffen. Unser Hostal Princes befand sich etwas erhöht aber der Ort war sehr überschaubar und somit war diese Lage kein Problem. Die Stadt verfügt über eine einladende Fussgängerzone und ist rundum von Bergen umgeben. Da uns die berühmten Thermalbäder weniger anlachten, gönnten wir uns eine Massage und eine Rösti mit Käse und Spiegelei im Schweizer Restaurant. Früh ging’s auf die Fahrt in Richtung Dschungel. Wir hatten wohl den Bummlerbus erwischt und fuhren gemächlich und somit auch mit grosser Verspätung im tropisch warmen Tena ein. Mit einem Taxi ging  es über steinige, sehr schmale und teilweise überflutete Wege auf zu unserem Dschungelerlebnis im Amazonas. Wir erlebten 3 interessante Tage mit Wanderungen und Bootsfahrten durch die atemberaubende Landschaft. Ein Highlight war sicherlich die Begegnung mit einer ca. 20-köpfigen Gruppe von Totenkopfäffchen, die plötzlich aus dem nichts kamen und sich um uns herum von einem Baum zum nächsten schwangen.  Ebenso kosteten wir die Frucht, welche die Affen essen und probierten Lemonameisen…. beides gehört jedoch nicht gerade auf meinen Lieblingsspeiseplan ;-)

Nach dem Abstecher in die Tropen stand eine 7.5h Busfahrt nach Otavalo auf dem Programm. Ein WC-Stopp war wiedermal auf der 5h Fahrt nach Quito nicht vorgesehen, bis dann eine Touristin verzweifelt zum Chauffeur rannte und alle Insassen sehr froh über diese kleine Pause waren. Im grossen Busbahnhof von Quito hiess es dann den neuen Bus nach Otavalo zu finden. Das Busfahren ging es bereits ziemlich auf die Nerven. Wegen Diebstahlgefahr, muss man den Rucksack während der ganzen Fahrt auf dem Schoss halten, die Sitze sind teilweise sehr eng, bei jedem Halt wird der Bus von 5-10 Verkäufern gestürmt, die einem alles andrehen möchten und meist hält noch jemand einen 20 minütigen Vortrag über irgendwelche Produkte, um Geld dafür zu sammeln. Naja die Fahrt hat sich jedenfalls gelohnt und so waren wir froh endlich am Ziel anzukommen und unser tolles Zimmer mit Balkon und einer Aussicht über die ganze Stadt zu beziehen. Otavalo wird vor allem wegen dem berühmten Markt besucht und so machten auch wir uns auf und sahen uns die schönen Tücher, das handbemalte Geschirr, Mützen, Pullover, Hüte etc. an und kauften uns einige Souvenirs. Auffallend war auch, dass die Leute in Otavalo viel mehr die Gesichtszüge der Indianer haben.
Zu guter Letzt entschieden wir uns doch noch nach Quito zu fahren. Und es hat sich gelohnt. Die Altstadt ist sehr schön und von einem Mirador genossen wir eine tolle Aussicht über die Stadt. Wir haben uns mit einem Taxifahrer angefreundet, der uns schlussendlich ziemlich viel herumgefahren hat und zugleich noch etwas die Rolle als Touristenguide übernahm. Natürlich verpassten wir auch das WM-Qualispiel (südamerikanische Quali) Ecuador-Kolumbien nicht. In mitten von vielen Fans und toller Stimmung sassen wir in einem Restaurant mit Liveübertragung und freuten uns über den 1:0 Sieg von Ecuador.

Nach 2 spannenden Wochen mit Pascale trennten sich unsere Wege. Als Abschiedsgeschenkt durfte ich noch meinen schlimmsten Reisetag überhaupt durchstehen. Leider hatte ich wohl am letzten Abend in Quito etwas Schlechtes gegessen und verbrachte daher die ganze Nacht über der WC-Schüssel. Mir war überhaupt nicht danach am kommenden Tag 3 Flüge durchzustehen, aber es blieb wohl nichts anderes übrig und so war ich mehr als froh, dass Pascale immerhin noch bis San Salvador den gleichen Flugweg vor sich hatte. Denn in Quito musste ich zuerst kämpfen, dass mich das Personal überhaupt in den Flieger liess. Schlussendlich war ich froh endlich spät abends in New York in mein Hostelbett zu fallen und benötigte die folgenden 2 Tage um mich zu erholen. Mit neuer Kraft entdeckte ich in den letzten Tagen die tolle Stadt, genoss die Aussicht vom Rockefeller Center, unternahm eine Velotour im wunderbaren Hyde Park, gönnte mir einige Shopping Minuten in der 5. Avenue sowie im Sohoviertel, fuhr mit der Metro nach Brooklyn, lief über die Brücke wieder zurück nach Manhattan und genoss die atemberaubende Aussicht auf die New Yorker Skyline, sah mir die Freiheitsstatue an, schaute dem wilden Treiben am Times Square zu, ergatterte mir ein vergünstigtes Ticket für das phänomenale Muscial „Mamma Mia“ und genoss das gemütliche Ambiente auf dem wunderschönen Highline Park. 

Eines ist klar, New York war ein toller Abschluss meiner Reise, hat viel zu bieten und ist sicherlich wiedermal ein Besuch wert. Mit einem lachenden aber auch weinenden Auge setzte ich mich in den Flieger zurück in die Heimat und überraschte meine Familie mit meiner Rückkehr.

Nach 223 Tagen um die Welt ging das Abendteuer „Weltenbummler“ mit einem Rucksack vollbepackt mit neuen Eindrücken und Erfahrungen zu Ende. Ich bedanke mich bei allen, die mir immer wieder geschrieben haben, denn ich habe mich sehr über eure Berichte gefreut!

Ich freue mich enorm euch alle bald wieder zu sehen.

Bis dahin, macht’s gut.
Liebs Grüessli
Marisa

Ps: Auf Wunsch einiger, sind nun auch die Bilder von Ecuador verfügbar!

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