Mit Pascale,
welche ich in der Sprachschule in Samara kennengelernt hatte, ging es auf ein
gemeinsames Abenteuer nach Ecuador. Da wir unterschiedliche Ziele in den USA nach
unserer Ecuadorreise auf dem Programm hatten, konnten wir leider nicht die
gleichen Flüge buchen. Auf die Busse in Costa Rica kann man sich zeitlich nicht
immer so ganz verlassen. Somit
entschloss ich mich auf Nummer
sicher zu gehen und einen Abend früher von Samara nach San Jose zu reisen. Als
ich mich für den freien Shuttelservice bei bereits stockfinsteren Ankunft in
San Jose beim gebuchten Hotel meldete, wurde mir mitgeteilt, dass meine Buchung
nicht berücksichtig werden konnte. Dies obwohl ich mich einige Woche davor
darum gekümmert hatte und auch eine Bestätigung eingegangen ist. Natürlich war
ich erstmals ziemlich sauer. Nach einigem Hin und Her konnte der Inhaber dann doch
noch ein Zimmer in einem anderen Hotel eines Bekannten zum gleichen Preis zur
Verfügung stellen. Am nächsten Tag nahm ich den Flieger in Richtung Guayaquil
(Ecuador), wo ich um 12.05 eintreffen sollte. Bei der Zwischenlandung in Lima
(Peru) stellte ich mit Schrecken fest, dass mein Flieger wohl nicht wie
erwartet um die Mittagszeit in Ecuador einfliegen wird, sondern diese Uhrzeit
Mitternacht bedeutet. Da weder 00.05 noch 12.05 AM stand, ging ich mal
blauäugig davon aus, dass dieser Flug nicht Mitten in der Nacht ankommen wird.
Diese neue Tatsache stellte mich vor ein weiteres Problem, denn ich hatte für
diese Nacht keine Unterkunft gebucht und kam ja erst nach Mitternacht am
Flughafen an. Blieb nur eine Möglichkeit und so versuchte ich beim Hostal
Dreamkapture, bei welchem wir eine Reservation für die kommende Nacht
vorgenommen hatten, mein Glück. Dumm nur wenn man den Telefonautomaten nicht
bedienen kann, weil man keine Peruanische Währung bei sich hat und keiner Geld
wechseln möchte. Nach einer kleiner Aufregungsphase, konnte ich das
Telefongespräch dann doch durchführen (wurde zwar mehrmals unterbrochen) und
reservierte mir einen Platz für denselben Abend.
Im Flugzeug
nach Ecuador sass Rafael, welcher in Guayaquil aufgewachsen ist, neben mir. Lustigerweise
wohnten seine Eltern gleich neben dem Hostal Dreamkapture und so konnten wir
uns ein Taxi teilen. Mittlerweile war es schon ziemlich spät, da wir noch eine
gute Stunde bei der Migration verbrachten. Wir klopften an die Türe des Hostels
und warteten ziemlich lange bis überhaupt mal jemand die Tür öffnen wollte. Ich
war froh endlich angekommen zu sein und glaubte, dass nun alles nach Plan
läuft. Wie ihr euch vorstellen könnt, war an diesem Tag der Wurm von A-Z drin
und so hatte die Nachtwache zwar meine Reservation von Peru aus entgegen
genommen jedoch mittlerweile mein Bett anderweitig vergeben. Zweite News: das
Hostel sei ausgebucht. Ich war ziemlich genervt
und auch recht müde von der langen Reiserei. Auch das Sofa in der Rezeption sei
keine Option für eine Nacht. Nach einer langen Diskussion stellte sich heraus,
dass es noch einige Betten in einem Male Dorm gäbe, es jedoch nicht erlaubt sei
eine Frau dort einzuquartieren. Irgendwann konnte ich den Nachtwächter dann
doch überzeugen und durfte ausnahmsweise ein Bett im Male Dorm beziehen und war
froh morgens um 1.30 endlich einschlafen zu können.
Ich freute
mich riesig am kommenden Tag Pascale im Hostal begrüssen zu können. Nach einem
ziemlich bizarren Abendessen (Reis, Bohnen, Pommes), welches nicht sonderlich
schmeckte und einer Nacht ohne viel Schlaf, ging es am nächsten Tag endlich los.
Eine 4 stündige Busfahrt (ohne WC-Stopp) für preiswerte 4.75 USD führte uns über
eine ziemlich kurvenreiche Strasse mit einer tollen Aussicht auf Felder und
Berge nach Riobamba. Der Ort liegt in den Anden auf 2700 m.ü.M, war doch ziemlich frisch, deutlich grösser
als erwartet und gefiel uns nicht sonderlich. Als wir im Hotel nachmittags um 4
Uhr nach dem Weg zum Park fragten, meinte die Inhaberin es sei zu dieser
„späten“ Uhrzeit viel zu gefährlich dort hinzugehen. Wir zogen in Erwägung die
legendäre Zugfahrt (Nariz del Diablo = Teufelsnase) von Alausi 2360 m.ü.M nach
Sibambe 1806 m ü.M zu absolvieren. Aufgrund einiger Todesopfer in den letzten
Jahren ist es leider nicht mehr erlaubt auf dem Dach mitzufahren. Zudem sind seit
April 2012 neue Wagons im Einsatz, welche doch eher dem europäischen Standard
entsprechen und mit Liveunterhaltung ausgestattet sind. Dies entsprach nicht
ganz unserer Vorstellung eines neuen Zugabenteuers und somit unternahmen wir
von Riobamba aus einen Ausflug. Mit dem
Auto fuhren wir auf 3400m und konnten von da mit den Bikes und den
obligatorischen Schonern nach Guaranda runterfahren. Die Landschaft war einfach
sensationell! Immer wieder erhaschten wir einen Blick auf Chimborazo, den
höchsten Berg Ecuadors (6300m). Unterwegs trafen wir auch immer wieder auf
Einheimische in ihren farbigen Trachten. In Guaranda assen wir ein
traditionelles Mittagessen: Tomatensuppe (gelblich) mit Popcorn ;-) danach Reis
mit Bohnen, Salat, ein ziemlich zähes Kuhfleisch sowie frittierten Bananen. Die
idyllische Stadt ist sehr lebendig und wir waren wohl die einzigen Touris. Auf
einem Mirador konnten wir die wunderbare Sicht auf die ganze Stadt und auch auf
den Chimborazo geniessen. Auf dem Rückweg fuhren wir nahe am Chimborazo vorbei
und konnten die typische Andenlandschaft mit den Lamas bestaunen. Ein toller
Tag bei traumhaftem Wetter ging zu Ende. Glücklich aber auch erschöpft von den
in spanisch gehaltenen Reiseinformationen kehrten wir in unser Zimmer in
Riobamba zurück.
Nach einer
kalten Nacht ging es mit dem Bus weiter nach Latacunga. Das Hostal Tiana war
ein ziemlicher Glückstreffer. Die Leute an der Rezeption waren total
hilfsbereit. Zudem gab es einen Innenhof und eine Dachterrasse. Nach einer
kurzen Stadtbesichtigung waren wir uns schnell einig, dass uns diese Stadt mit schönen
Plätzen, einem grossen Park und vielen Innenhöfen einiges besser gefiel und wir
daher länger bleiben wollten. Am folgenden Tag buchten wir eine Tour zum
Quilotoa Loop auf 3850m. Nach einer ziemlich holprigen Fahrt an vielen
einfachen Häusern mit Strohdächern vorbei, sahen wir auf die wunderschöne Lagune,
welche durch eine Vulkanerosion entstand. Der Abstieg war ziemlich locker und
wir genossen trotz teilweise heftigen und kalten Windböen den bezaubernden
Ausblick. Beim Aufstieg spürten wir die Höhe und hatten doch etwas mit der
dünnen Luft zu kämpfen. Auf der Rückfahrt kamen wir in einem kleinen Bergdorf
an einem grossen Fest vorbei. Es wurde der „Tag der Kinder“ gefeiert und so hatten
wir die einmalige Gelegenheit ein traditionelles Fest inmitten vieler Einheimischen
mitzuerleben. Wieder im Hostal angelangt hatten wir eine Dusche nötig um uns
vom festsitzenden Staub zu entledigen. Ein durchaus erfolgreicher Tag ging bei
einem Schwatz mit den anderen Hostalbewohnern rund um ein kleines Feuer im
Innenhof des Hostals (weil es doch ziemlich kalt war) zu Ende.
Der weitere
Verlauf der Reise stand zu diesem Zeitpunkt in den Sternen. Eigentlich hatten
wir geplant weiter nach Quito zu reisen um von da in den Dschungel zu gelangen.
Nach einigen Horrorgeschichten anderer Touristen war für Pascale Quito als auch
der Nachtbus nahe an der kolumbianischen Grenze vorbei ins Cuyabeno
Dschungelgebiet nicht mehr geheuer. So verbrachten wir den Tag mit Recherchen
für eine Alternative, hinter welche beide stehen konnten und entschlossen uns
am späteren Nachmittag auf das Angebot des Hostals einzutreten und einen
Dschungelaufenthalt in der Region Tena zu buchen. Natürlich wollten wir am
letzten Nachmittag nochmals zu unserem Lieblingskaffee mit dem kleinen Balkon
und den besten heissen Schokoladen gehen. Plötzlich waren auch die Wolken
verschwunden und so konnten wir bei Sonnenschein den Ausblick auf den Cotopaxi geniessen.
Mit dem Bus
ging es weiter nach Bagnos. Leider war dieser ziemlich voll und somit mussten
wir ziemlich weit hinten sitzen. Auf der recht kurvenreichen Fahrt wurde uns
beiden immer wieder ziemlich übel und somit waren wir froh nach 2 Stunden
endlich in Banos einzutreffen. Unser Hostal Princes befand sich etwas erhöht
aber der Ort war sehr überschaubar und somit war diese Lage kein Problem. Die
Stadt verfügt über eine einladende Fussgängerzone und ist rundum von Bergen umgeben.
Da uns die berühmten Thermalbäder weniger anlachten, gönnten wir uns eine
Massage und eine Rösti mit Käse und Spiegelei im Schweizer Restaurant. Früh ging’s
auf die Fahrt in Richtung Dschungel. Wir hatten wohl den Bummlerbus erwischt
und fuhren gemächlich und somit auch mit grosser Verspätung im tropisch warmen
Tena ein. Mit einem Taxi ging es über
steinige, sehr schmale und teilweise überflutete Wege auf zu unserem Dschungelerlebnis
im Amazonas. Wir erlebten 3 interessante Tage mit Wanderungen und Bootsfahrten durch
die atemberaubende Landschaft. Ein Highlight war sicherlich die Begegnung mit
einer ca. 20-köpfigen Gruppe von Totenkopfäffchen, die plötzlich aus dem nichts
kamen und sich um uns herum von einem Baum zum nächsten schwangen. Ebenso kosteten wir die Frucht, welche die Affen essen und
probierten Lemonameisen…. beides gehört jedoch nicht gerade auf meinen
Lieblingsspeiseplan ;-)
Nach dem
Abstecher in die Tropen stand eine 7.5h Busfahrt nach Otavalo auf dem Programm.
Ein WC-Stopp war wiedermal auf der 5h Fahrt nach Quito nicht vorgesehen, bis
dann eine Touristin verzweifelt zum Chauffeur rannte und alle Insassen sehr
froh über diese kleine Pause waren. Im grossen Busbahnhof von Quito hiess es
dann den neuen Bus nach Otavalo zu finden. Das Busfahren ging es bereits
ziemlich auf die Nerven. Wegen Diebstahlgefahr, muss man den Rucksack während
der ganzen Fahrt auf dem Schoss halten, die Sitze sind teilweise sehr eng, bei
jedem Halt wird der Bus von 5-10 Verkäufern gestürmt, die einem alles andrehen
möchten und meist hält noch jemand einen
20 minütigen Vortrag über irgendwelche Produkte, um Geld dafür zu sammeln. Naja
die Fahrt hat sich jedenfalls gelohnt und so waren wir froh endlich am Ziel
anzukommen und unser tolles Zimmer mit Balkon und einer Aussicht über die ganze
Stadt zu beziehen. Otavalo wird vor allem wegen dem berühmten Markt besucht und
so machten auch wir uns auf und sahen uns die schönen Tücher, das handbemalte
Geschirr, Mützen, Pullover, Hüte etc. an und kauften uns einige Souvenirs. Auffallend
war auch, dass die Leute in Otavalo viel mehr die Gesichtszüge der Indianer
haben.
Zu guter
Letzt entschieden wir uns doch noch nach Quito zu fahren. Und es hat sich
gelohnt. Die Altstadt ist sehr schön und von einem Mirador genossen wir eine
tolle Aussicht über die Stadt. Wir haben uns mit einem Taxifahrer angefreundet,
der uns schlussendlich ziemlich viel herumgefahren hat und zugleich noch etwas
die Rolle als Touristenguide übernahm. Natürlich verpassten wir auch das
WM-Qualispiel (südamerikanische Quali) Ecuador-Kolumbien nicht. In mitten von
vielen Fans und toller Stimmung sassen wir in einem Restaurant mit
Liveübertragung und freuten uns über den 1:0 Sieg von Ecuador.
Nach 2
spannenden Wochen mit Pascale trennten sich unsere Wege. Als Abschiedsgeschenkt
durfte ich noch meinen schlimmsten Reisetag überhaupt durchstehen. Leider hatte
ich wohl am letzten Abend in Quito etwas Schlechtes gegessen und verbrachte
daher die ganze Nacht über der WC-Schüssel. Mir war überhaupt nicht danach am
kommenden Tag 3 Flüge durchzustehen, aber es blieb wohl nichts anderes übrig
und so war ich mehr als froh, dass Pascale immerhin noch bis San Salvador den
gleichen Flugweg vor sich hatte. Denn in Quito musste ich zuerst kämpfen, dass mich
das Personal überhaupt in den Flieger liess. Schlussendlich war ich froh
endlich spät abends in New York in mein Hostelbett zu fallen und benötigte die
folgenden 2 Tage um mich zu erholen. Mit neuer Kraft entdeckte ich in den letzten
Tagen die tolle Stadt, genoss die Aussicht vom Rockefeller Center, unternahm
eine Velotour im wunderbaren Hyde Park, gönnte mir einige Shopping Minuten in
der 5. Avenue sowie im Sohoviertel, fuhr mit der Metro nach Brooklyn, lief über
die Brücke wieder zurück nach Manhattan und genoss die atemberaubende Aussicht
auf die New Yorker Skyline, sah mir die Freiheitsstatue an, schaute dem wilden
Treiben am Times Square zu, ergatterte mir ein vergünstigtes Ticket für das
phänomenale Muscial „Mamma Mia“ und genoss das gemütliche Ambiente auf dem
wunderschönen Highline Park.
Eines ist klar, New York war ein toller Abschluss
meiner Reise, hat viel zu bieten und ist sicherlich wiedermal ein Besuch wert.
Mit einem lachenden aber auch weinenden Auge setzte ich mich in den Flieger zurück
in die Heimat und überraschte meine Familie mit meiner Rückkehr.
Nach 223
Tagen um die Welt ging das Abendteuer „Weltenbummler“ mit einem Rucksack
vollbepackt mit neuen Eindrücken und Erfahrungen zu Ende. Ich bedanke mich bei
allen, die mir immer wieder geschrieben haben, denn ich habe mich sehr über eure
Berichte gefreut!
Ich freue mich enorm
euch alle bald wieder zu sehen.
Bis dahin, macht’s
gut.
Liebs
Grüessli
Marisa
Ps: Auf
Wunsch einiger, sind nun auch die Bilder von Ecuador verfügbar!
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