Die Reise nach Neuseeland ging am 06.02 bereits vor 6 Uhr früh los. Der Flug dauerte zwar nicht lange aber mit der zweistündigen Zeitverschiebung erreichte ich Christchurch am frühen Nachmittag. Die Sicht war genial so konnten wir sogar den Mt Cook von oben bestaunen. Da wusste ich noch nicht dass dies leider auch der erste und letzte Anblick des Berges blieb. Aber alles der Reihe nach. Die erste Nacht verbrachte ich in Christchurch bevor meine Bustour durch die Südinsel startete.
Es war gar nicht so einfach ein Hostel in Christchurch zu buchen denn viele Unterkünfte gibt es seit dem letzten Erdbeben vor einem Jahr gar nicht mehr. Die Stadt selbst schien ziemlich verlassen und hatte somit eine etwas unheimliche Atmosphäre. Viele Gebiete sind komplett abgesperrt. Shops und Restaurants haben zwar noch das Logo auf dem Gebäude, jedoch ist dies noch das einzige was an eine belebte Stadt erinnert. Die meisten Lokale sind leer geräumt, einige bestehen nur noch teils andere sind mit Risse übersäht. Eine neue Area mit verschieden farbigen Containern soll ein neues temporäres Stadtviertel darstellen. Aber auch hier ist praktisch niemand aufzufinden und Charm kommt nicht auf. Man hört ja diese News aus weiter Ferne immer mit etwas Distanz. Aber wenn man die Stadt "persönlich" sieht, macht man sich schon seine eigenen Gedanken. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich dann im wunderschönen botanischen Garten und genoss die unverhofften warmen Sonnenstrahlen.
Am Montag 07.02 startete meine Stray-Bustour von Christchurch nach Kaikoura. In Neuseeland gibt es 3 bekannte Busgesellschaften, welche einen Hop on Hop off Service anbieten. Da ich weniger auf den Partybus von Kiwiexperience setzen wollte, entschied ich mich für die auch noch günstigere Straygesellschaft, welche mir von verschiedenen Seiten empfohlen wurde. Hier entscheidet man sich für eine Strecke in Neuseeland und kann auf dieser beliebig oft Ein- und Aussteigen. Der Buschauffeur erläutert jeweils die möglichen Aktivitäten am neuen Ort, für welche man sich Einschreiben kann. Ebenso besteht die Möglichkeit sich jeweils im Bus für eine Unterkunft einzutragen, was die eigene Suche erspart. Ebenso in Christchurch starteten Heidi (UK), Claire (UK), Simon (UK) und Jana (DE) die Tour. In Kaikoura angelangt, fanden wir leider nicht gerade das sonnige Wetter von Christchurch wieder. Somit wurde meine geplante Wale-Watching-Tour leider abgesagt. Am Nachmittag unternahm ich einen Walk dem Kieselstrand entlang und genoss die gut riechende Salzwasserluft. Kaikoura ist ein kleines Fischerdorf und daher war mein Abendessen auch bereits klar. Die Fish and Chips waren echt lecker und ziemlich billig. Im Hostel gab es noch einen Quizabend bei welchem wir den dritten 3. Platz belegten ;-)
Am nächsten Tag ging es für mich weiter nach Nelson. Da unser Bus einen geplanten Overnightstop in Picton einlegte und ich mir lieber Nelson anstelle von Picton anschauen wollte, wurden wir (Simon gesellte sich auch noch spontan dazu) kurz vor Picton auf einer Strasse ausgsetzt und warteten auf den neuen Bus von Stray, welcher am gleichen Morgen von Wellington in Richtung Able Tasman fuhr. Währenddessen kamen wir mit einigen Hitchhikern ins Gespräch. Laut deren Angaben sei es in Neuseeland ziemlich einfach mit dieser Variante durch das Land zu Reisen. Die Wartezeit auf einen Lift betrage zwischen 2 min und 2 Stunden. Und schwups waren Sie auch schon mit einem neuen Gefährt unterwegs. Ich finde es immer interessant sich mit anderen Reisenden zu unterhalten. Unser Bus war ziemlich voll und der neue Fahrer schien auch sehr nett zu sein. Vor Nelson machten wir noch einen Weintasting Stop. Mittlerweile war es auch wieder schön sonnig und somit genoss ich die neuseeländischen Tropfen. Während es im letzten Bus mehrheitlich Reisende aus England auf der Liste gehabt hat, konnte man gut hören dass diesmal die Deutschen dominierten. Nebst den grossen Gruppen von Deutschen und Engländern gibt es noch ein paar Schweden, Norweger, wenige Schweizer, Irländer, Schotten und Amerikaner. Da ich keine Lust habe mich in einem englischsprechenden Land in Hochdeutsch zu unterhalten, gibt es für die Deutschen ganz einfach zwei Möglichkeiten angeboten. Entweder sie verstehen mein Schweizerdeutsch oder wir sprechen Englisch. Aus welchen Gründen auch immer sprechen die Deutschen nur ungerne Englisch und starten somit klassisch mit der Antwort "ja kein Problem sie verstehen Schweizerdeutsch"....nach zwei Sätzen wird dann jedoch freiwillig auf Englisch gewechselt weil sie dann doch nichts verstehen. Problem gelöst.
In Nelson stiegen Simon und ich zum Bus aus, während dieser Bus weiter zum Overnightstop nach Marahau (Able Tasman) fuhr. Mein gebuchtes Hostel war ziemlich klein dafür hatte es sehr viel Charm und eine tolle Terrasse. Ich traf Simon wieder der eine andere Unterkunft suchte und zu zweit erkundeten wir den kleinen Ort. Am Abend hatte ich mich mit Martial und Sven zum Nachtessen verabredet. Es ist doch immer wieder lustig wie man auf bekannte Gesichter am anderen Ende der Welt stösst. Bevor mein Bus am 09.02 um 15.00 Uhr los fuhr, hatte ich noch etwas Zeit um den Weg zum Beach aufzusuchen. Der Ausflug hatte sich gelohnt auch wenn das Wasser doch etwas kalt war und somit blieb es bei einem Sonnenbad. Ins Gespräch kam ich diesmal mit einer Backpackerin, welche sich zu Fuss auf den Weg macht. Heute hatte sie scheinbar 4h zurück gelegt und sah dementsprechend erschöpft aus. Mit allem Respekt aber diese Variante würde ich dann doch eher weniger wählen.
Im Bus traf ich wieder auf Claire und Heidi, welche die Nacht in Picton verbracht hatten. Der nächste Halt war Marahau (Able Tasman). Aus den unzähligen Aktivitäten hatten wir uns für die Wassertaxifahrt am nächsten Tag mit einer 4 stündigen Wanderung entschieden. Wir übernachteten in netten Kabinen auf einem Campingplatz und hatten am Abend mit dem ganzen Bus ein BBQ. Dies war eine gute Gelegenheit die anderen Straytraveller besser kennenzulernen. Erwähnen möchte ich hier noch Audrey aus Belgien, mit welcher ich seit diesem Abend auch mehr unternommen hatte. Wiedermal früh morgens ging es los mit dem Wassertaxi. Lustigerweise setzt man sich hier ins Boot bevor das Boot überhaupt im Wasser ist und wird meinem Traktor ins Meer gefahren. Da der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ziemlich gross ist, hat es morgens fast kein Wasser und der Traktor kann ziemlich weit hinausfahren bis das Boot dann alleine weiterfahren kann. Wir hatten eine eindrückliche Fahrt vor uns mit vielen kleinen Buchten und Sandbänken. Seelöwen sahen wir dabei auch noch. In der Torrent bay machten wir uns auf die schöne 4 stündige Wanderung zurück nach Tonga Bay. Der Weg führt mehr oder weniger der Künste entlang und geht immer wieder rauf und runter. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht gerade ein 1A Kameratag. Es war eher grau als blau und es nieselte doch fast den Tag über immer wieder. Zum Laufen jedoch sehr angenehme Bedingungen. In Tonga wartete dann unser Wassertaxi, welches uns zurück nach Marahau führte. Wir mussten relativ weit in den kurz zuvor noch überfluteten Strand laufen. Erstaunlich wie man diesem Vorgang sichtlich zuschauen konnte. Glücklich aber erschöpft kamen wir in Marahau an.
Auf der Fahrt zurück hatte ich noch einen Einheimischen aus Christchurch im Boot neben mir. Er erzählte mir, wie er das Erdbeben erlebt hatte. Sein Haus ist beschädigt, steht jedoch noch und wurde von den Bauingenieuren als noch wohnlich befunden. Daher ist er nun auf der orangen Liste. Er würde gerne mit seiner Frau nach Nelson ziehen aber das Haus kann er ja schlecht verkaufen und das Government gibt den Einwohnern erst etwas zurück wenn die Stufe rot erreicht wurde. Das Land sei bereits auf der Stufe rot und scheinbar viele Nachbarshäuser auch. Jedoch weiss er nicht ob es dieses Jahr noch zu einem Auszug kommt oder nicht. Angst habe er zwar keine in diesem Haus zu wohnen aber er fühle sich in Christchurch nicht mehr wohl. Viele haben die Stadt mittlerweile verlassen, auch Bekannte, Nachbarn und Freunde wohnen nicht mehr in der Gegend. Jene die noch kein "Go" erhalten haben, müssen ausharren. Wenn er könnte, würde er morgen ein neues Leben in Nelson beginnen. Scheinbar war auch die Uni betroffen, welche sein Sohn besuchte. Der Unterricht fand mehrere Monate in einem Zelt statt was ziemlich kalt gewesen sei. Diese Geschichte stimmte mich doch etwas nachdenklich und zeigt dass man schätzen muss was man hat. Denn es kann schneller anders kommen als man denkt.
Weiter ging es am 11.02 in Richtung Greymouth. Unterwegs sahen wir uns die Pancake Rocks an. In Cape Fouldwind hatten wir die Gelegenheit einen wunderschönen Walk entlang der Küste zu unternehmen. Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich wieder dem Guten zugewendet. Der Walk war atemberaubend schön und am Ende erwartet uns ein schwarzer Beach. Der Overnightstop war in Greymouth, einem kleinen und verlassenen Dorf. Warum Stray sich genau diesen Ort zur Übernachtung ausgesucht hat, kann so genau keiner verstehen. Es gibt eigentlich nichts zu machen als in der hosteleigenen Bar einen Schlumi zu trinken. Seit dem Able Tasman teilte ich das Zimmer jeweils mit Claire, Heidi und Audrey.
Für den 12.02 schrieb ich mich für eine kreative Aktivität ein und ging Bonecarbin. Jeder konnte sich aus einem Stück Knochen eine schöne Form schneiden und diese anschliessend als Anhänger nutzen. Schwierig war die Wahl der unzähligen Formen. Danach ging es mit einem Mundschutz an die Maschine und aschliessend mit etlichen Schmirgelpapieren der Form näher. Mir bereitete dieser Morgen viel Spass und brachte Abwechslung in den Reisealltag. Am selben Tag fuhren wir weiter zum Gletscher Franz Josef.
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